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So erlebten wir Madrid: rostig und stressig

Reisevorbereitung

Wer bisher seine Zeit damit vertrödelt hat, Portugiesisch zu lernen, wird sich's in Madrid wahrscheinlich irgendwie fäun. Wer sich jedoch in Vorausweitsicht Spanisch (genauer: Kastilisch) reingezogen und verinnerlicht hat, wird sich ganz urschön dort auskennen.
Man kann sowohl mit dem Auto wie auch mit dem Zug oder dem Flugzeug nach Madrid kommen. Exzentrische können es auch mit dem Einrad, Fahrrad, Dreirad, Vierrad, Vielrad, Tretroller, Skateboard, Billardtisch oder Bratgutbeschwerer probieren.

Wir, Christian und Matto, erreichten Madrid mit der Lauda Air am 10. Februar 1996. Das kostete nur 2300 Schilling (Studentenaktion), dafür mußten wir uns aber mit heißen, feuchten Tüchern herumschlagen, die uns von einer hinterhältigen Flugbegleiterin mit einer Pinzette ausgehändigt wurden. Vom Flughafen in die Stadt am besten den Bus nach Colón nehmen.

Was wir nach der Ankunft erlebten, ist hier nach Stichwörtern geordnet zusammengefaßt:

Metro: Die U-Bahn fährt bis zwei Uhr früh (für Madrid keine Zeit). Auf den Bahnsteigen gibt es Anzeigen, vor wieviel Sekunden und Minuten der letzte Zug abgefahren ist. Sehr hilfreich. Für 2005 sollen Anzeigen geplant sein, die die Zeit bis zum nächsten Zug rückwärts abzählen. Sehr fortschrittlich. Größter U-Bahn-Knoten: Sol. Zweitgrößter: Gran Vía. Vom Sol-Bahnsteig aus sieht man den Gran Vía-Bahnsteig und umgekehrt. Die volle Transparenz. Es gibt eine Handvoll Linien. Im Fahrpreis sind für über 1,85m Große Kopfschmerzen inbegriffen, sofern sie versuchen, aufrecht durch die Gänge zu spazieren.

La gente: Vorsicht im Umgang mit Einheimischen bei der Aussprache, denn Bestellungen können nur entgegengenommen werden, wenn sie korrekt ausgesprochen werden. Ordert man einen "cortado" (Kleinen Braunen), darf man nicht "koatado" sagen, denn dann stockt die Verständigung. Auch "buenos días" (guten Tag) darf niemals wie "vete a joder" klingen! Ansonsten sind die Leute lieb; gegen einen Unkostenbeitrag von 200 Peseten sucht einem mancher Sandler nachts Lokale, deren Namen man untertags falsch verstanden hat. Nachteil: Man muß ihn auf der Suche begleiten. Es gibt aber auch andere Leute. Die meisten sind unter 1,70m groß - ein Paradies für die hierzulande Kleinen (Selbstbewußtsein!). Manche Spanier sprechen sogar Portugiesisch.

Speisen und Trinken: Das Konsumieren von nicht mitgebrachten Nahrungsmitteln ist in spanischen Lokalen an der Bar am billigsten. Noch teurer als an den Tischen im Lokal ist das Sichlaben im Garten: Im Frühjahr heißt es im Madrid "Chani, pon afuera el jardín" (Schani, trog den Goatn auße). In der Fußgängerzone ist es manchmal windig. Besonders unangenehm wird's, wenn der Wind diversen Unrat wie Papierln, Blätter, Tauben oder Zeitungen herumweht. Damit einem sowas nicht ins Bier fliegt, stellen einem die Kellner "tapas" (Deckel) auf das Glas. Das sind Tellerchen mit kleinen Stücken von verschiedenen Speisen (meist sogenannte "palachinquen" (Tortillas)). Und damit die nicht dreckig werden, hält man die Hand drüber. Genial einfach.

Temperatur: Wenn ein Madrilene wissen will, wieviel Grad es hat, kauft er sich ein sogenanntes "termómetro" (Temperaturanzeigegerät). Diese Dinger kriegt man zum Beispiel in einem der Großkaufhäuser

El Corte Inglés: Das heißt übersetzt "Der englische Hof". Nicht fragen, warum. Hat sich in der Zwischenzeit (20 Jahre) geklärt. Heißt: Der englische Schnitt. Ein "Corte Inglés" entspricht Herzmansky hoch 10 (Größe) *25 (Standorte) -16,547 (Abzug für das ewige "Kann ich Ihnen helfen?" in der Plattenabteilung. Das Resultat davon ist nämlich, daß man jede Platte extra bezahlt und dann mit mindestens sechs Sackerln herumläuft.). Der "Corte Inglés" bedroht die spanischen Greißler, außer diejenigen, die auch in der Nacht offen haben. Bei "Noche y día" in der Calle de la Hortaleza beispielsweise kann man rund um die Uhr einkaufen, ausgenommen von 8.30 bis 8.35, denn da wird der Boden aufgewaschen. Metro: z.B. Sol fürn englischen Hof und Gran Vía für Noche y día

El Burladero: Das ist ein Lokal im Huertas-Viertel (das heißt, im Viertel um die Calle de las huertas), das zwar nur bis vier Uhr früh offen hat, aber dafür exzellente bodenständige Zigeunermusik bietet (sowas wie die Gipsy Kings, nur echter). Ab 3.30 wird manchmal auch Antonio Vega gespielt (das ist nicht Tony Wegas!). Vor dem Lokal kann man bequem eine rauchen, vorausgesetzt man findet Rauchen auf der Straße bequem.

Sonstige Bars, Pubs, Beisln und Heurigen: Gibt es mancherorts, aber en masse im Huertas-Viertel. (Heurige gibt's allerdings vorwiegend in Grinzing, Sievering und Nußdorf.) Das Huertas-Viertel erreicht man, indem man von der Plaza Mayor westwärts zieht. Dort wird kaum Portugiesisch gesprochen.

Paella: Kommt von "para ella" (für sie). Mittlerweile wird sie auch an Männer verfüttert. Sie ist im allgemeinen gut, außer sie ist Bestandteil eines Menüs um 850 Peseten. Sehr gut ist sie in "Paellador"-Restaurants. Dort gibt es auch schwarze Paella und Nudelpaella. Wirklich wahr!

Hostales: Wer nicht in einem Hostal (Privatpension) im Zentrum wohnt, ist selber schuld. Uns gefiel am besten das Hostal Oporto, Calle Zorilla 9, 1.Stock, 28014 Madrid, Telefon 429 78 56. Es ist laut eigenen Angaben "centrico" und "confortable" (und diese Angaben stimmen eigentlich), und sein Besitzer heißt Cayetano Mazzaglia Seminara. Geheimip: Es ist das absolut billigste Hostal für die zentrale Lage. Eher ungemütlich wirkte auf uns das Hostal Guerra, von dem wir aber nur das Schild auf der Straße gesehen haben. Metro: Sevilla und dann südlich

Prado: Noch immer voll mit Bildern. Der Eintritt ist am Samstagnachmittag gratis. Studentenermäßigung auch mit dem österreichischen Ausweis. Metro: Banco, aber besser den Bus nehmen

Museo del Chicote: Diese Bar ist hemingwaymäßig alt-gediegen. Das Ambiente stimmt, und normalerweise, so Dominik, stimmen auch die Drinks. Am 10.2.1996 waren sie jedoch durch die Bank sauer/salzig und nahezu ungenießbar. War wohl der Mixer verliebt, denn damit ein Mojito salzig wird, muß man schon 1/2kg Salz hineinleeren. Vielleicht war's aber auch wegen des Faschings. Metro: Gran Via oder Banco

Parque del Retiro: Das heißt "Erholungspark", man kann es aber auch mit "Pensionspark" übersetzen. Der Eindruck drückt aber gewaltig daneben, denn dort gibt es agile junge Leute zuhauf. Manche vergnügen sich mit Drogen, manche miteinander, und manche fahren mit Ruderbooten im Teich herum. Besonders die Frauen (in Spanien heißen sie "mujeres") sieht man oft rudern. Es gibt Eichkatzen (für Grazer: Stadtparkhansis). Metro: Retiro

Parque del Oeste: Vorsicht beim Gehen, daß ihr nicht über (gebrauchte) Ollas stolpert. Viele Frauen zu kaufen. Des weiteren gibt es einen Sessellift (echt!), der nur im Sommer in Betrieb ist. Ist wie der Hermannskogel, nur ohne Wienerwald. Enorm viele dumme (weil über nichts drüberführende) Brücken stehen herum (sogenannte "puentes tontos"). Metro: Lago

Tequila: Billig und gut, mancherorts aber auch teuer und gut.

Das war vorerst das Wichtigste. Aber auch die Madrid-Seite wird immer wieder verbessert und verlängert. Und wenn ihr Ergänzungen wißt, dann schreibt sie bitte an Matto.

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